Dämliche Hotelphotos zum Erbrechen

Als Person, die durchaus dann und wann mal verreist, so die Oberen und deren Seuchenverordnungen es zulassen, bekomme ich sie natürlich auch, die täglichen oder wöchentlichen Emails diverser Reisevermittler wie Secret Escapes, Travelzoo, Urlaubsguru, Groupon Reisen, Urlaubshamster, hotel.de, booking.com, hrs.de und wie sie alle heißen. Manche davon habe ich tatsächlich mal abonniert, manche bombardieren mich wahrscheinlich ohne jede Rechtsgrundlage, weil sie irgendwie an meine Adresse gekommen sind, bei manchen habe ich vielleicht irgendwann mal bei einer Buchung vergessen, das Häckchen rauszunehmen, dass ich diesen Scheiß nicht will. Einerlei, die meisten habe ich eh‘ auf Spam gesetzt, ein paar schaue ich mir zuweilen dann doch an, z.B. Secret Escapes, die haben manchmal ganz hübsche Schnäppchen in erträglichen Hotels. Und dann klickt man auf die gefälligen Links, um näheres über das eine oder andere Hotel oder Gasthaus oder Ressort zu erfahren, und dann kommen solche Photos.

Entweder kommen irgendwelche Detailaufnahmen von Weingläsern, Bettpfosten, Wasserhähnen, drapierten Bettdecken, Blümchen, nett gedeckten Tischen, hübsch angerichteten Tellern, nichtssagenden Fassaden-Teilen aus dem Hotel, die mir keinerlei, keinerlei Informationen über Ambiente, Zustand, Stil des Hauses geben.

Oder aber es gibt wohlfeil im Internet herunterladbare Stockphotos der Gegend mit Bergen, Tälern, Stränden, Altstädten, Sehenswürdigkeiten, die unterstreichen sollen, wie schön doch die Umgebung des Hotels ist und dass man doch ja einen Aufenthalt in dem Hotel buchen solle, um all diese geballte Schönheit vor Ort live erleben zu können.

Dann gibt es noch die Variante, dass das Hotel einen Photographen und ein gutaussehendes Modell-Pärchen angeheuert hat, die sich dann halbnackt in Sauna und Pool aalen, der Mann verschwitzt im Fitnessraum, die Frau entspannt bei der Massage mit warmen schwarzen Steinen auf dem Rücken, danach beide in lässiger, aber schicker Abendgarderobe gemeinsam an der Bar, beim Dinner, am Kamin und schließlich – dann ohne besagte Abendgarderobe – im Bett. Diese Variante gibt es auch noch abgewandelt mit glücklich spielenden, fröhlichen, rundum betreuten Kindlein.

Noch schlimmer, bes. von südosteuropäische Hotels und Ressorts ist schließlich die Variante, in der sich zwei, drei junge, laszive, halbwegs hübsche Damen in Sauna, Pool, Terrasse, Bar, Restaurant, Bett zeigen, gerne auch mal mit einem Busenblitzer in der Sauna, eindeutig verheißend, dass in diesem Etablissement in Sachen Zweideutigkeit was gehen wird (obgleich wahrscheinlich nur gegen Bezahlung, die Damen gibt’s zwar irgendwie, aber die sind nicht im All-inclusive-Paket enthalten).

Dem entgegen sind die netten, kunstvollen Bilder, die weiland die Schnellstraße zwischen Hotel und Strand, die Bahnstrecke direkt hinter dem Haus, den benachbarten Flughafen trickreich versteckten, die tatsächliche Entfernung zwischen Hotel und Strand, See, Skilift, nächstem Supermarkt, Stadtzentrum geschickt retuschierten nun ja dank Google Earth und Streetview weitgehend Geschichte, aber die aktuelle Baustelle auf dem Nachbargrundstück oder die Discos und Spielhöllen direkt neben dem Hotel erkennt man hier auch nicht immer. Aber immerhin ein Anfang.

Also, was will ich als Gast wirklich auf Hotelphotos sehen?

  1. Die Totale des Hotels mit Gebäude, Lage, Umgebung, evtl. Straßen, Bahnlinien, Entfernung zu Strand, Skilift, POI, was auch immer, das geht in 1-2 ehrlichen Bildern
  2. Ein Standard-Zimmer ebenfalls als Ganzes, keine Details, ebenso ein Standard-Badezimmer
  3. Dann die öffentlichen Gemeinschaftsräume wie Restaurant, Halle, Terrasse, Bar, Strand, Garten, alles im Ganzen, keine Details
  4. Schließlich noch Pool, Fitnessraum, vielleicht ein Bild vom SPA, aber bereits die Innenaufnahme einer Sauna gibt zwar Gelegenheit, unauffällig ein wenig nacktes Fleisch zu zeigen, brauche ich aber nicht, denn ich weiß, wie eine Sauna von Innen aussieht.
  5. Was ich eben nicht brauche sind irgendwelche extra für das Photoshooting gebastelten Tellergerichte und Drinks mit Models an der Bar, dann schon lieber ein Bild des tagtäglichen, normalen Frühstücksbuffets.
  6. Und wenn’s dann sein muss, von mir aus noch ein paar stimmungsvolle Bilder, die Lust auf Reisen machen: der flackernde Kamin, der Weinkeller, schön eingedeckte Tische, ein Candellight-Dinner am See, Tennis auf dem hoteleignen Platz, … aber das will ich, wenn überhaupt, nur sehen, wenn ich die Basics ehrlich gezeigt bekommen habe.

Den ganzen verdammten Rest,  liebe Hotelbetreiber, könnt Ihr Euch an den Hut stecken.  Wer glaubt, mit Aufnahmen einer Rose in der Vase, einer Nutte in der Sauna, eines Kalbfleischröllchens mit geschnitzter Möhre auf dem Teller, einem Bettbezug mit Rosenblättern drauf, einer Flasche Rotwein mit halbvollem Glas vor einem Sonnenuntergang …  – you name it – mich als Gast gewinnen zu können, der möge sich doch bitte ins Knie ficken. Außerdem hole ich mir sowieso – mehr oder weniger objektive – Zusatzinforationen und vor allem zusätzliche visuelle Eindrücke bei Yelp, Holidaycheck, Google selber, wenn’s sein muss auch bei Tripadvisor usw., auch wenn mir klar ist, dass dort Hotelbetreiber sehr gerne mal Gefälligkeits-Wertungen platzieren lassen oder auch selber platzieren.

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