Besuch aus Imperial-Amerika. Ausgerechnet mein bester Freund M. musste sich bei einer Wandertour entlang der Westküste in eine Dame von dort verlieben, schwarz wie die Nacht, durch und durch Imperial-Amerikanerin, aber reinweg gebildet und kultiviert, studiert, guter Job, nicht unwohlhabend. Nun gut, wo die Liebe hinfällt. Zum einen freue ich mich immer, M. zu sehen, zum anderen führen wir ein gastfreies Haus, in dem zuweilen sogar Imperial-Amerikaner willkommen sind. Wir kochen ein kleines achtgängiges Menue unter dem Motto „A little culinary trip across Germany and its regions”, am nächsten Tag machen wir die Touri-Standard-Tour Herrsching – Andechs – Ettal – Linderhof – Mittagessen in Reute in Tirol, damit auch ein wenig Österreich dabei ist – Füssen mit Hohenschwangau und Neuschwanstein – Ottobeuren – Augsburg. Staunend und sichtlich beeindruckt steht unsere imperial-amerikanische Besucherin vor Neuschwanstein, blickt hoch, betrachtet das Schloss lange schweigend und sagt dann: „Great, but don’t you get copyright issues with Disney?“ Ich beiße mir auf die Lippe. Auf der Rückfahrt im Auto spielt die Random-Auswahl des iPods irgendwann „Die Moritat von Mackie Messer“ aus der Dreigroschenoper, von Bert Brecht selber 1929 gesungen. Unsere Besucherin kommentiert das: „I didn’t know, that there’s also a German version of this famous, old Sinatra-song.“ Ich beiße mir die Lippe blutig.