Summa summarum: Brummender Landgasthof in der allertiefsten Provinz mit fast durchweg hervorragenden Rohstoffen in Bio-Qualität, bodenständige, rustikale Landküche bisher ohne kulinarische Höhenflüge, herzlicher Service, nette Location, offene Küche: sicherlich immer einen Besuch wert, wenn man bio angebaut und gut bodenständig gekocht essen will.
„Mit solchen Gästen hat man ja auch nicht gerade seine Freude.“, sage ich und meine das Pärchen, das am Tisch schräg gegenüber sitzt und sich schon den ganzen Abend anschmachtet, sie hat ein kleines Schweineschnitzel mit Kartoffelsalat gegessen, er eine kleine Portion Schweinsbraten mit Kloß, jeder trinkt ein kleines Wasser, keine 25 EURO Zeche an diesem Tisch an diesem Abend. „Wieso denn, immerhin haben die beiden was Gescheites zu essen bekommen, und nicht so’n Dreck von McDonalds.“, entgegnet Claudia Meier, unglaublich schöne, herzliche und geschäftstüchtige Wirtin im Landgasthof Meier in Hilzhofen. So tickt man hier, nicht Umsatz und Profit um jeden Preis, Tische in einer Schicht am besten dreimal besetzen, viele Gänge, teure Gerichte, noch teurere Weine verkaufen, nein, hier will man gute, hervorragende Qualität servieren, und anscheinend geht dieses Konzept auf, der Laden brummt, trotz der Größe der verschiedenen Gasträume geht ohne Reservierung oft gar nichts. 1998 haben Michael Meier III und seine Frau Claudia den alten Landgasthof mit eigener Metzgerei in dem winzigen Weiler Hilzhofen, irgendwo bei Neumarkt in der tiefsten Oberpfalz in Dritter Generation übernommen und über die Jahre erfolgreich zu einem Vorzeige-Bio-Gasthof umgebaut, den selbst Gault Millau und Michelin lobend erwähnen, Slowfood sowieso und die geballte Schwarmdummheit von tripoadvisor und yelp jubelt nicht minder. Das alte Gasthaus wurde renoviert und erweitert, mit einem modernen, stylischen Anbau und einer großen offenen, vom Gast vollständig einsehbaren Küche samt Table de Chef versehen, die alten Wirtschaftsgebäude wurden zu Party-Stadeln um gebaut, allerlei Skulpturen, Feuerschalen, lockere Sitzgelegenheiten auf dem Hof, im Sommer auf einer Wiese unter Obstbäumen ein kleiner Biergarten, hinten raus ein kleiner Seminar-Trakt, dazu zwar nur vier, dafür aber wunderschöne Hotelzimmerchen unter’m Dach, allein die Parkplätze vor, neben und erst hinter dem idyllischen Gebäudekomplex geben einen Eindruck davon, welche Heerscharen hier kulinarisch durchgeschleust werden können.
„Bio“ ist das Leitmotiv der gesamten Gastronomie, noch nie habe ich das Wort „bio“ so oft auf einer einzigen Speisekarte gesehen. Die Meiers kennen all ihre Lieferanten, die meisten kommen aus der Region oder sind sogar Nachbarn, Gemüse und Kräuter werden selber im eigenen Garten hinter dem Haus angebaut, Würste und Schinken kommen aus der hauseigenen Metzgerei, auch die Winzer kennen sie persönlich, das Bier stammt vom Neumarkter Lammbräu, wo man seit Jahrzehnten „bio“ braut. Allein der Aufbau und die Pflege solch eines Zulieferer-Netzwerkes verdient höchsten Respekt. Sich in den geschlossenen Bereich von Bosfood einzuloggen und dort feinste Rohstoffe und nobles Convenience-Zeugs zu bestellen, ist zwar teuer, aber einfach; ein Zulieferer-Netzwerk wie die Meiers aufzubauen ist gewiss alles andere als einfach, und billig ist das sicherlich ebenfalls nicht.
Der Küchenstil selber ist bayrisch-regional mit einigen internationalen Einsprengseln. Natürlich gibt es Standard-Gerichte wie Schnitzel, Salate, Steaks, Schweine- und Sauerbraten, aber es gibt auch ein Indisches Gemüse Korma, Boeuf Bourguignon, Trüffel Kartoffel Gnocchi oder ein St. Pierre Filet mit einem ziemlich genialen Puy Linsensalat. Es ist schade, das jetzt schreiben zu müssen, aber trotz der tollen Rohstoffe und trotz der Ambitionen bleibt die Küche insgesamt auf ordentlichem Dorfwirtshaus-Niveau ohne nennenswerte kulinarische Höhepunkte. Das Rote Bete Carpaccio ist aus einer Chioggia aufgeschnitten und kommt optisch nett daher, die Gewürz-Butter darauf ist geschmacklich sehr gut, nur die Bete – eingelagert aus eigenem Anbau – ist roh, ledern, zäh, nicht sonderlich geschmacksintensiv, von den auf der Karte avisierten Aromen von Vanille, Zimt, Sternanis und Kardamon schmecke ich nichts, die trockenen Chili-Fäden auf dem Ensemble sind zäh, ebenfalls geschmacklos und völlig überflüssig. Das Tatar wirklich frisch gemacht, etwas zu breiig und zaghaft gewürzt, aber ganz ok, ebenso die Pfannkuchensuppe, auch hier hätte etwas mehr Geschmack nicht geschadet. Von bemerkenswerter Qualität der Matjes mit perfektem Reifegrad und perfekter Konsistenz, ebenso wie die köstlichen Butterkartoffeln, das Jogurtsößchen mit Apfel, Zwiebel, Saurer Gurke tadellos, aber keinesfalls vom Hocker hauend. Wirklich lecker die hausgemachte Meier-Bratwurst, der Kartoffelsalat dazu enttäuschend matschig, die Endivien darüber vollkommen geschmackfrei (wenn die „bio“ waren, fresse ich einen Besen, echte Endivie ist bitter und knackig), ebenso der welke Portuak. Der 12 Stunden bei Niedertemperatur gegarte Sauerbraten vom Galloway Rind ist eine weiche, aber faserige Scheibe tote Kuh in einer belanglosen, weder richtig sauren, noch leicht süßlichen, geschweige denn kräftig fleisch-aromatischen Sauce, der Bio Kartoffelknödel aus dem Klostergut Plankstetten dazu für meinen Geschmack zu matschig. Wirklich enttäuschend zum Abschluss die dicken Pfannkuchen mit hausgemachtem Fruchtaufstrich gefüllt und ebenso der schwere, plumpe, weitgehend geschmackfreie Dinkel-Kaiserschmarrn.
Aber der Laden brummt, kaum eine negative Kritik seitens der Gäste, fast nur überschwängliches Lob, und doch erdreiste ich mich zu sagen, dass die Küchenleistung aus meiner Sicht absolut bodenständig ohne Höhenflüge, wohl aber mit Patzern nach unten ist. Da wird ein paar Kilometer weiter in Illschwang schon anders gekocht. Aber als gemütliches Dorfwirtshaus mit tollen heimischen Produkten und „landestypischer“ Küche ist der Landgasthof Meier sicherlich eine sichere Bank. Was an kulinarischen Höhenflügen ausbleibt wird wettgemacht durch ein durchweg freundliches, aufmerksames, geschultes, höfliches Personal, und auch durch eine wirklich klug zusammengestellte Weinkarte, bei der das Trinken richtig Spaß macht, einen Spätburgunder vom Adenauer von der Ahr und – Empfehlung der Chefin, die gleichzeitig auch die Sommelière ist – einen Spätburgunder von den Gebrüdern Rings aus der Pfalz, ein wirklich beachtlicher Tropfen.
Landgasthof Meier
Michael und Claudia Meier
Hilzhofen 18
92367 Hilzhofen
Tel.: +49 (91 86) 2 37
Fax: +49 (91 86) 90 88 00
Email: info@landgasthof-meier.de
Internet: www.landgasthof-meier.de
Hauptgerichte von 9,20 € (Schweinebraten, Kartoffelkloß) bis 39 € (Galloway „Rip Steak“ mit Beilagen), Drei-Gänge-Menue von 18 € bis 59 €
DZ Ü/F 180 bis 190 € (pro Zimmer, pro Nacht)
Das sagen die Anderen:
Tripadvisor: 4,5 von 5 Punkten
Holidaycheck: n.a.
Varta: n.a.
Guide Michelin: Bib Gourmand
Gault Millau: Lobende Erwähnung ohne Wertung
Schlemmer Atlas: n.a.
Gusto: n.a.
Yelp: 4,5 von 5 Sternen
Gusto: n.a.
Feinschmecker: 1,5 „F“ von 5 „F“