Essen in USA (6/19): Billy’s Bakery

Den besten New York Cheesecake – was wäre ein New York-Besuch ohne einen New York Cheese Cake? – gäbe es noch immer in Billy‘s Bakery, hatte der Yellow Cab-Fahrer gesagt, und was Taxifahrer sagen ist sehr oft war, und mindestens ebenso oft totaler Bullshit. Aber wenn wir sowieso schon in der Neunten sind, und wirklich satt geworden sind wir trotz der Lebensmittelberge im Flame auch nicht, also dackeln wir kreuz und quer durch die Straßenschluchten nach Norden Richtung Upper Eastside, auch längst nicht mehr so verrucht und gefährlich wie einst, Manhattan domestiziert sich selber. An der Columbus Ave, Ecke 80, vis-à-vis vom Theodore Roosevelt Park ist eine von vier Billy’s Bakeries-Filialen, die es gibt, also nichts von wegen romantischer kleiner Bäckerei im Hinterhof mit warmer Backstube, Teig rührenden alten Damen und duftendem, frischem Gebäck, sondern lediglich stylische Verkaufsstellen, irgendwie retro, fünfziger Jahre oder so, aber auch nicht wirklich, pastell-rosa- und -türkis – Töne, gewollt  kitschige Tapeten an den Wänden, relativ kleiner Verkaufsraum mit großer Kühltheke für die mannigfachen kuchigen Köstlichkeiten, dazu eine Tresen mit bulliger, modernen Chrom-Kaffeemaschine, ein paar Stahlrohrtische mit alten Holzstühle, da ist mancher Starbucks heimeliger, aber es geht ja um die Kuchen und Törtchen, die irgendwo im Verborgenen in einer „local neighborhood bakery“ gebacken werden.

„You realy have to be gay, to make such delicious stuff!“ schwärmt die ältere, urban-tolerant-politisch-korrekte Dame neben mir und verschlingt ihr Blueberry-Törtchen aus der Hand mit drei Bissen, und die Bilder der Eigentümer Marc und Wayne widersprechen dem in keinster Weise. Den New York Cheesecake gibt es hier als kleine, runde Portions-Küchelchen, plain oder mit verschiedenen Toppings von Kirschpampe bis Nuss-Karamell-Guss-Pampe. US$ 7,95 ist selbst für New York nicht gerade wenig für ein paar Happen Käsekuchen, aber wenn’s tatsächlich so gut ist, soll der Preis nicht stören. Will man kein Törtchen to-go oder für daheim erstehen, so werden die Teile – ganz amerikanisch – auf Papptellern drapiert, dazu gibt’s Heißgetränke aus Styroporbechern oder Kaltgetränke aus Plastikbechern; wiederverwendbares Geschirr wäre wahrscheinlich zu viel verlangt. Der Cake selber besteht ganz traditionell aus einem knusprigen Krümelkeksboden mit viel Butter und einem Hauch Zimt, der Belag einfach nur aus Fett und Zucker mit Vanillin- und Zitronenschalen-Aroma, quasi ein Schlag in die Magengrube mit Sidekick gegen die Leber und Rütteln an den Zähnen. Aber genau das macht einen echten New York Cheesecake zu einem echten New York Cheesecake. Man braucht nur wenige Zutaten, er ist nicht nur Idioten-, sondern sogar Ami-sicher in der Herstellung, er enthält kaum Nährstoffe und Vitamine, dafür aber alles, was ungesund ist in hoher Konzentration, er macht satt, dick und krank – also quasi der Inbegriff imperialen Fraßes (und doch ist er zuweilen mal recht lecker). Aber, so finde ich, gibt es weitaus bessere New York Cheescakes, natürlich bei Two Little Red Hens (1652 Second Ave, Ecke 86.) (an diesem Tag eine riesen Schlange – wie eigentlich fast immer) und im La Cheescake (126-06 14th Ave – aber Flushing war uns dann doch zu weit).


Billys Bakery
410 Columbus Avenue (b/w 79th & 80th)
New York, NY 10024
USA
Tel.: +1 (2 12) 6 47 99 58
Email: orders@billysbakerynyc.com
Online: www.billysbakerynyc.com

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