Eating Vancouver – Tag 1: Anreise / Moda / Steamworks

Nach dem letztlichen kulinarischen Reinfall von der Ostküste (Caro und ich hatten uns unguided von New York bis Racine, einem Kaff im tiefsten Wisconsin zwischen Chicago und Milwaukee am Lake Michigan, allerdings mit einigen weitgehend vergessenen, selbst für seine Verhältnisse reichlich schrägen Frank Lloyd Wright – Bauten durchgefressen, immer dort, wo die Einheimischen aßen und essen, und es war fast durchgängig schlimm bis sehr schlimm) haben wir es diesmal besser gemacht und vorab Leute gefragt, die sich damit auskennen, sprich uns Restaurant-Empfehlungen für Vancouver geholt, bevor wir in’s Flugzeug stiegen, und siehe da, in Vancouver lässt’s sich gar trefflich tafeln, ausgesprochen trefflich sogar, und zechen auch, zumindest teilweise.

Hotel-mäßig bietet Vancouver natürlich den ganzen 4- und 5-Sterne Zinnober vom altehrwürdigen Rosewood Hotel Georgia, über Wedgewood, Westin Grand bis Fairmont, ab 300 Kanadischen Dollar pro Nacht ist man hier dabei, ohne Frühstück und Steuern, es kann aber auch gerne mal das Doppelte und Vierfache werden, dafür ist man dann mit windigen Geschäftsleuten, alten und uralten Reichen, lebensunfähigen Kindern und verzogenen Enkelkindern, Erdöl-Muftis, Nutten, Spesenrittern und ähnlichem Pack unter sich. Und wohlfeile einfache bis einfachste Back-Packer-Hotels für 30 Dollar pro Nacht im Schlafsaal als Kontrapunkte gibt es auch zuhauf. Moda Hotel, hatten die Freunde empfohlen, mitten in der Innenstadt gelegen, 25 Taxi-Minuten vom Flughafen, vis-á-vis vom Orpheum, der Symphonie von Vancouver, 20 Geh-Minuten vom Hafen und von China-Town, keine 10 Geh-Minuten von den Feier-Meilen in Yaletown und der Howestreet, zentraler geht’skaum. Der 110-Jahre alte Bau ist in die Jahre gekommen, von angeblicher Renovierung spürt man wenig, alte, massive Wasser- und Sprinkler-Rohre liegen über Putz, die Fenster sind asbach-uralt, von Schallschutz keine Spur, die Zimmer nach vorne sind laut, die nach hinten alles andre als ruhig, die Klimaanlagen bollern, Putz blättert gelinde von den Wänden, die Bäder sind anno-dunnemals, die Zimmer klein, die Matratzen halbwegs ok, aber es ist sauber, das Ambiente angenehm und das Publikum erträglich. Und das Haus verfügt über eine ziemlich gute Cocktailbar mit gutem Keeper, ein für Notfälle hinlängliches italienisches Restaurant, einen eigenen Liquor-Store und eine Sports-Bar mit stets und immer flimmernden Bildschirmen, feisten Burgern, zu leicht bekleideten jungen hübschen weiblichen Bedienungen und Karaoke am Dienstagabend. Das alles für unter 200 EURO, ein ordentliches Frühstück ab 15 EURO gibt es auch noch. Der French Toast aus Focaccia (oder was man hier so Focaccia nennt, es ist mehr ein Stück halbiertes Baguette) mit Saurer Sahne, Lemon Curd und Körnderln ist ein echter Magenfüller, aber nicht schlecht; der Räucherlachs auf Rauke mit pochierten Eiern und Buttermilch-Estragon-Sauce ist richtig gut; man kann aber auch ganz traditionell Eier, Hashbrowns, Toast und Bacon frühstücken. Alles in allem ist das Moda ein echtes Schnäppchen und Schätzchen für Vancouver.

Wie alle Touristen sind wir hardcore gejetlagt – 03:00 pm sagt die lokale Uhr, 24:00 Uhr sagt die innere Uhr nach 10 Stunden Flug –, natürlich auch als erstes runter zum Hafen, Seeluft geschnuppert, Kreuzfahrtschiffe angeglotzt, und wie wahrscheinlich alle Touristen werden wir in die Steamworks Brewing Company gespült, ein künstlich-retro-uriger, riesig-verzweigter Kneipenkomplex  auf mehreren Ebenen mit eigener Micro Brewery in bester Lage direkt zwischen der alten Waterfront Station mit Fährterminal und der berühmten Steam Clock. Nun gut, der Hunger siegt: ganz ordentliche Hausbiere (für amerikanische Verhältnisse), aber wer schlechte Pretzels bäckt und die dann mit Dill-Senf-Dipp für 8,80 EURO verkauft, der kann kein guter Mensch sein. Vorab zum Knabbern zum ersten Zisch-Bier überbackene Nachos, da meint man, könnten Nordamerikaner nicht viel falsch machen, das müsste für den ersten Hunger schon gehen, meint man. Meint man. Ein dreckig-speckiges Körbchen, mehr schlecht als recht mit Papier ausgelegt, darinnen Nachos, zum Teil mit verbranntem, hartem Käse bedeckt, darüber Scheiben von übel schmeckenden, breiigen schwarzen Oliven und Bröcklein von Tomate, Frühlingszwiebel, Jalapeños, dazu billiger Schmand, belanglose, wohl tatsächlich frisch gemachte, Koriander-freie Guacamole und Tomaten-Matsch: jeder x-beliebige Tex-Mex-Wirt in Deutschland bekäme solchen Dreck sowas von um die Ohren gehauen. Dann Chili und Burger, da meint man, könnten Nordamerikaner nicht viel falsch machen, das müsste für’s erste schon gehen, meint man. Meint man. Das Chili ein dünnes, süßliches Süppchen wahrscheinlich aus Ketchup und passierten Tomaten mit wenig Fleisch und wenig Bohnen und noch weniger Geschmack, einfach nur süßlich-belanglos, noch nicht einmal ein Hauch von Schärfe. Und der Burger ein Drumm von Bun, drinnen ein wabbliges Fleischstück und Dinge, die man nicht näher identifizieren möchte, wahrscheinlich Stücklein von Gemüsen und Chemo-Saucen, die Speisekarte nennt das „smoked cheddar, beer-braised onions, bourbon bacon jam, house-made bbq sauce, dijon mayo, lettuce, tomato” … lassen wir’s dabei, zum Glück gibt’s Mülleimer, auch gleich noch für die von schlechtem Fett triefenden, halb verbrannten, halb kalten Pommes. Recht ordentlich allerdings die Miesmuscheln im Weißwein-Knoblauch-Sud, das sei eingestanden. Ansonsten bietet die Speisekarte das übliche Touristen-Einerlei von Suppen, Salaten, Pizzen, Burgern, Steak, Fisch, Nudeln, dazu reichlich Bar-Bites zum Bier. Halbwegs nett zumindest die Billard-Tische mit Blick auf Bahngleise und  Wasser im Souterrain. Wahrscheinlich ist der Laden eine Goldgrube. Aber das Positive daran: wenn man in der Steamworks Brewing Company war, kann’s in Vancouver eigentlich nur noch besser werden. Und das wurde es. Zumindest manchmal.



Moda Hotel
900 Seymour Street
Vancouver, BC V6B 3L9
Canada
Tel.: +1 (6 04) 6 83 42 51
Fax: +1 (6 04) 6 83 06 11
E-Mail:  info@modahotel.ca
Internet: www.modahotel.ca
Doppelzimmer ohne Frühstück (pro Zimmer, pro Nacht) C$ 101 bis C$ 359 zzgl. C$ 14 bis C$ 22 Frühstück

Cibo Trattoria (im Moda Hotel)
Chef Curtis Luk
900 Seymour Street
Vancouver, BC  V6B 3L9
Canada
Tel. +1 (6 04) 6 02 95 70  
E-Mail: info@cibotrattoria.ca
Internet: www.cibotrattoria.com
Hauptgerichte von C$ 25 (Frittierter Blumenkohl)l bis C$ 38 (Beefsteak mit Beilagen), Drei-Gänge-Menue von C$ 46 bis C$ 63

Steamworks
375 Water Street
Vancouver, BC BC V6B 1B8
Canada
Tel: +1 (6 04) 6 89 27 39
E-Mail: info@steamworks.com
Internet: www.steamworks.com/brew-pub
Hauptgerichte von C$ 14,99 (Burger) bis C$ 64,97 Filet Mignon in Speck mit 3 Riesengarnelen und Champignons), Drei-Gänge-Menue von C$ 28,98 bis C$ 95,96

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