Didis Frieden in Zürich

Wie so oft in Zürich: zwei Querstraßen vom See und dem Bahnhofsstraßen-Quartier weg, und schon ist alles viel ruhiger, beschaulicher, authentischer. Nicht etwa, dass es auch billiger wäre, „billig und Zürich“, das ist ein ähnliches Begriffspaar wie „Islam und Emanzipation“, alles in Zürich ist teuer, immer, aber dafür ist es sehr oft auch sehr gut. So auch bei Didi Bruna, der seit 2006 das Restaurant Didis Frieden in der Stampfenbacherstraße betreibt. Des Sommers kann man in einer schmalen Häusernische neben dem Gebäude unter großen Sonnenschirmen draußen sitzen, drinnen gemahnt die Einrichtung an französischen Bistro-Stil, weiß eingedeckte Tische und dunkles Holz, dazu eine viel zu enge Bestuhlung, aber die gewiss horrende Pacht will auch verdient sein. Das Publikum ist größtenteils saturiert und wohlsituiert, ich tippe auf Banker, Anwälte, Architekten und entsprechende tragende Stützen der bürgerlichen Gesellschaft, nervige Nerds mit starrem Blick in mobile devices fehlen ebenso wie durchgestylte Vollbart-Hipster und ähnliche Ausscheidungen besagter bürgerlicher Gesellschaft, man ist unter sich, hier, auch Touristen und ähnliches fahrendes Volk ist rar hier, und das, obwohl der Gault Millau Didis Frieden aktuell mit 15 Punkten bewertet, aber wer liest schon den Gault Millau Schweiz?

Didis Frieden Zürich

Die Küche von Küchenchef Markus Furtner würde man im einschlägigen Kulinar-Sprech wohl „bodenständig mit mediterranen Einsprengseln“ oder so ähnlich bezeichnen, natürlich gibt es Steak und Salate und Tatar und Cordon Bleu und das – in Zürich fast schon legendäre – Wiener Schnitzel, aber es gibt auch gebratenen Hummerschwanz, Dörrtomatenmousse auf Auberginenkaviar oder Hirschfilet auf Weinschaumkraut (selten solch ein gutes Kraut gegessen!) mit Bergkäse-Kartoffelpüree. Sehr schön auch, dass es von vielen Gerichten kleine Portionen gibt, und die sind dann nicht – wie meist in Deutschland – 1, 2 Fränkli billiger, sondern auch gleich signifikant wohlfeiler. Obwohl die stets von Herrn Bruna markant handgeschriebene Speisekarte sehr übersichtlich ist – nicht mehr als je fünf Vor-, Haupt- und Nachspeisen – findet hier eigentlich fast jeder (der’s sich leisten kann) was, von der gut-bürgerlichen Fraktion bis hin zu Vegetariern, Models und sogenannten Feinschmeckern, und das ist gewiss auch ein guter Teil des Erfolgsrezeptes des Etablissements, für fast jeden Etwas zu bringen. In der Küche werden – sehr löblich – vorwiegend heimische Produkte und ganze Tiere von der Schnauze bis zur Schwanzspitze komplett verarbeitet, nicht nur vakuumiertes Filet aus der Metro. Die umfangreiche Weinkarte wird dominiert von Schweizer Weinen, kaum ein Posten über 100 CHF, dazu ein paar offene Bouteillen, 0,1 Liter selten über 10 CHF, das ist kommod für Schweizer, zumal Züricher Verhältnisse.

Didis Frieden Zürich

Und doch ist das Ergebnis durchaus durchwachsen. Der Hummerschwanz genial, endlich mal weder zäh noch zerfasert, sondern, festes, gut gegartes und gewürztes Hummerfleisch. Ebenso tadellos die die geschmorten Schweinebäckchen auf getrüffeltem Lauch oder der karamellisierte Käsekuchen mit Birnenkompott, da beißt die Maus keinen Faden ab. Ich weiß nicht, ob diese guten Leistungen – ich spreche nicht von Bravour, ich spreche von gut – in der Kür bezahlt werden mit schlampiger Pflicht. Bei einem Besuch im Sommer kam das besagte „legendäre“ Wiener Schnitzel sehr traurig daher, nicht ein großes Schnitzel, sondern wohl zwei Rest-Stücklein, Panade pappig und alles andere als knusprig-braun am Fleisch klebend, wohl in zu kaltes Fett gelegt, der Kartoffelsalat ebenfalls Matsch, und das Tatar, eigentlich ein Standard-Gericht in der Schweiz, bei dem man wenig falsch machen können sollte … breiig und langweilig gewürzt. Auch die Bedienungen scheinen arg zu variieren, mal hatten wir die flottesten und aufmerksamsten jungen Leute, die man sich im Service wünschen kann, mal hatten wir transusige, völlig überforderte, daher wohl auch lustlose Essenschlepper, die die einzelnen Gänge für alle am Tisch nicht gemeinsam servierten, den falschen Wein brachten und das erbeten Salz vergaßen, bis das Essen längst vorbei war.

 

Didis Frieden
Inhaber: Didi Bruna
Küchenchef: Markus Furtner
Stampfenbachstraße 32
8006 Zürich
Schweiz
Tel. 41 (44) 2 53 18 10
Fax +41 (44) 2 53 18 12
e-Mail: info@didisfrieden.chTelefon: +41 44 253 18 10
Online: www.didisfrieden.ch

 

Hauptgerichte von 37 CHF (Ricotta-Brotknödel auf Waldpilzen) bis 58 CHF (Kalbs-Cordonbleu), Drei-Gänge-Menue von 76 CHF bis 105,50 CHF

 

Das sagen die Anderen:
Guide Michelin (Booktable) Inspektoren: 1 Teller
Gault Millau: 15 von 20 Punkten
Yelp: 4,5 von 5 Sternen (bei 20 Bewertungen)
Tripadvisor: 4,5 von 5 Punkten (bei 522 Bewertungen)
Google: 4,6 von 5 Sternen (bei 97 Bewertungen)
Foursquare: 8,8 von 10 Sternen (bei 46 Bewertungen)

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