Rückreise von Wien nach München, verlängertes Brückentag-Wochenende. Bayern 3, Antenne Bayern, Ö3, Bayerninfo und Google Maps melden einhellig Autobahn frei, Grenzübergang frei, keine Wartezeiten in Salzburg, Irschenberg keine Behinderungen, weg nach München komplett ohne Behinderungen. Ich kann es zwar kaum glauben, aber Caro sagt, wir bleiben auf der Autobahn und rauschen durch. Rumms, fast wäre ich beim Durchrauschen auf meinen Vordermann gerauscht, der sich – wie eigentlich immer – vor dem Grenzübergang Salzburg staut, „Grenzkontrollen auf deutscher Seite“ nennt man das dann stets lapidar. Bayern 3, Antenne Bayern, Ö3, Bayerninfo und Google Maps haben uns freie Fahrt gemeldet, bis wir im Stau stehen, nach vielleicht einer halben Stunde Stau und Schritttempo kommt dann mal die Info, dass es Stau gibt, alldieweil der Grenzübergang Salzburg zu ist.
Aufreger Nummer 1: Da fragt man sich schon, warum es Videoüberwachung, Verkehrsmelder, Handytracking und sonstiges Zeugs gibt, wenn die Echtzeitmedien nicht in der Lage sind, Staus in Echtzeit zu melden.
Nach einer Stunde Stau und Schritttempo schließlich die Grenze. Zwei Spuren sind offen. An jeder Spur stehen zwei Grenzbeamte mit schusssicheren Westen, einer vorne, der in die vorbeischleichenden Autos blickt, ob sich etwa ein grimmiger, bärtiger, Säbel schwingender, Bombengürtel behangener Terror-Mufti ohne gültigen Impfausweis kampfeslustig auf dem Rücksitz lümmelt, einer dahinter mit Respekt einflößender Maschinenpistole in den Händen, nur für den Fall, dass der Terror-Mufti mit seinem Säbel vom Rücksitzt aus auf den Kollegen losgehen sollte.
Aufreger Nummer 2: Nichts gegen die Grenzbeamten, die machen, was ihnen die Oberen anschaffen, aber würde es den Deutschen Staatshaushalt sprengen, zu Hauptverkehrszeiten vielleicht mal vier Spuren zu öffnen und acht Beamte zum In-die-Autos-Schauen abzustellen? Grenzkontrollen find‘ ich gut, Grenzkontrollen mit voraussehbar und wiederholt zu wenig Ressourcen finde ich Schikane. Aber wahrscheinlich ist das die Botschaft der Politik: wenn sich das Volk Sorgen über zu viel Zuwanderung macht und AfD wählt, gibt’s zur Strafe halt Grenzkontrollen und endlose Staus, nicht für die Zuwanderer, sondern für’s Volk als solches. Strafe muss halt nun mal sein.
Ein paar Tage später, Bayern 3, Antenne Bayern, Ö3, Bayerninfo und Google Maps können mich alle mal, diesmal fahre ich Landstraße, in Braunau überquere ich Inn und Deutsche Grenze nach Simbach. Es ist idyllisch, staufrei und kein Grenzer weit und breit zu sehen, ohne jede Kontrolle reise ich nach Deutschland ein.
Aufreger Nummer 3: Da werden zur Hauptreisezeit hunderttausende von Staatsbürgern offensichtlich sinnbefreit an der Grenze gegängelt, um keinen Muslimterroristen zu fangen, dieweil jeder nicht vollständig auf den Kopf gefallene Migrant jederzeit über die Grünen Grenzen spazieren kann. Der Sinn dieses Vorgehens erschließt sich mir nicht vollends, aber ich bin ja auch kein Politiker.