Tag 5: Hamburg – Bremen, 250 Kilometer, 5 Stunden Fahrtzeit, Übernachtung im Parkhotel Bremen, Abendessen im Gasthof zum Kaiser Friedrich
Nach einem desaströsen Frühstück in einem kahlen, zugigen, kalten Veranstaltungsraum des Atlantic mit Eggs Benedict mit Hollandaise aus der Tüte (Kempi-Management: bitte, geht’s noch?), einem selbst aus den verdreckten Garagen geholten Wagen und der sehr nachdringlichen Bitte, man möge doch nun bitte unser Gepäck in’s Auto tragen, fahren wir in einem großen Schlenker die Elbe Richtung Norden entlang durch’s Alte Land, vorbei an Cuxhaven und Bremerhaven die Weser wieder nach Süden runter nach Bremen, alles in allem ein sehr flaches Unterfangen, doch vom Wasser sieht man auf der ganzen Fahrt wegen der Deiche recht wenig, dafür viele Kühe, vermaledeite Windkrafträder und rote Backsteinhäuser. Bremen ist proper, properer als so manche prosperierende Stadt, die Häuser sind nett, die öffentlichen Grünflächen gepflegt, Straßen und Wege gut in Schuss, weitaus besser in Schuss als etwa in Berlin (aber da brauchen sie die Pflastersteine ja auch zum Werfen), so also lebt es sich auf Pump, auf Kosten der Gemeinschaft und vor allem auf Kosten der Kinder (aber die Politiker, die die Schulden verantworten, haben oft keine Kinder, von daher ist es ihnen auch egal, solche Leute denken bis zur nächsten Wahl und nicht bis zur nächsten und übernächsten Generation, Verbrecher allesamt), Bremen hat die höchste Pro-Kopf-Verschuldung der Republik, über 32.000 EURO pro Einwohner, das ist doppelt so viel wie im verrotteten Berlin mit 16.000 EURO und mehr als zwanzigmal so viel wie im soliden Bayern, ein Stadtstaat voller wohllebender Schnorrer, nicht wirklich sympathisch. Aber was soll’s, das einzige Fünf-Sterne-Haus am Platze ist das Parkhotel, sonst gibt es noch ein paar Vier-Sterne-Schuppen, selbst das Maritim bringt es hier nur auf vier Sterne, das hiesige Atlantic Grand hat eine tolle Lage und moderne Zimmer, und das Designhotel ÜberFluss hat eine nette Dachbar, ziemlich gutes Frühstück und junges Publikum, aber Caro wollte aus sentimentalen Gründen unbedingt in’s Parkhotel. Der Fünfziger-Jahre-Bau mit der prägnanten Kuppel liegt privilegiert mitten im Bürgerpark an einem Tümpel mit Fontaine, am Rande der Innenstadt (direkt in der Innenstadt wäre übertrieben). Lange Jahre war das Parkhotel unter privater Führung, alles sehr gediegen, altbacken, heimelig, der Fünf-Uhr-Tee auf der Terrasse war legendär, ebenso der Tee-Meister mit seinem Wagen beim Frühstück, Mitglied bei den Leading Hotels of the World, es kam, wie es kommen musste, Insolvenz, Übernahme durch die Dorint-Kette, und weg waren Gediegenheit, Altbackenheit, Heimeligkeit, statt dessen zogen strenge Kostenrechnung, standardisierte Abläufe und Zeitgemäßheit (ich schreiben nicht „Zeitgeist“) in’s Parkhotel, und weg war mit einem Male alles Flair. Irgendwann entschloss sich das Dorint-Management dann, die letzten verbliebenen gehobenen Hotels der Gruppe – den Nassauer Hof in Wiesbanden, die Maison Messmer in Baden Baden, den Sölring Hof auf Sylt und eben das Parkhotel in Bremen – aus der Marke Dorint mit dem Image einer Jugendherberge für das mittlere Management herauszulösen und unter der neu geschaffenen Premium-Marke Hommage Luxury Hotels Collection zu vermarkten. Aber nur mit einem neuen Marken-Schildchen wird aus einem Ketten-Hotel nicht plötzlich wieder ein Luxushotel, da haben die Betreiber noch ein gutes Stück Arbeit vor sich. Auch hier fahren wir vor dem Hoteleingang vor … und nichts passiert, kein Doorman, kein Page, kein Wagenmeister. Also wieder rein in’s Hotel zur Rezeption in der beeindruckenden Kuppelhalle, „Mein Name ist … Wir haben reserviert … Könnte sich bitte jemand um unser Gepäck und unseren Wagen kümmern …“ „Gepäck sofort … aber Wagen dürfen wir nicht … Sie verstehen, Corona …“ Vor irgendwo kommt ein Page geschlurft – man kann seinen Gang nicht anders als Schlurfen bezeichnen, wahrscheinlich würde er über eine Teppichkannte stolpern, so wenig, wie der die Füße hebt – und kümmert sich ebenso schlurfig um unsere Koffer, parke tue ich das Auto dann selbst, das ist in Bremen längst nicht so kompliziert und vor allem nicht so spooky wie in Hamburg, man stellt den Wagen einfach irgendwo vor’s Hotel, wo Platz ist, quasi mitten in den Bürgerpark, praktisch für die Parker, unschön für die anderen, Hotel- wie Park-Besucher, die auf die Karren in dieser eigentlich hübschen Umgebung blicken müssen. Das Zimmer ist dann sehr angenehm, Aussicht auf den Holler See, Beige-Töne, tadellos sauberer, dicker Teppichboden, schwere Stoffe, individuelle Möbel, drei pralle Kopfkissen, moderne U-Elektronik, modernes Marmor-Bad, am Abend Aufdeck-Service, dazu sehr breite, nicht wie so oft bedrückende Flure, in der Halle Ansätze von Hotelleben, die Bar hat zwar geschlossen, aber mit etwas bitten und improvisieren bekommen wir auch in der Halle einen fast ordentlichen Drink.
Parkhotel Bremen
Geschäftsführer: Karl-Heinz Pawlizki, Jörg T. Böckeler
Im Bürgerpark 1
D-28209 Bremen
Tel.: +49 (4 21) 3 40 80
Email: info.bremen@dorint.com
Online: www.hommage-hotels.com/parkhotel-bremen