Spülmaschine Siemens IQ 700

Was Haushalts- Elektro-Großgeräte anbelangt, so bin ich ein großer Fan von Siemens, nicht nur, weil ich als Student ein Praktikum (in der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit beim legendären Dr. Martin, sein Credo war immer „Siemens hat keine Konkurrenten, Siemens hat nur Mitbewerber!“) absolviert habe und weil ich in meinem Depot seit Jahrzehnten ein erkleckliches Bündel Siemens-Aktien liegen habe, die durchgängig sehr viel Spaß machen (weiland als Interims-Firmenangehöriger erworben für kleines Geld mit einem Darlehen meiner Eltern). Mehr noch. Anfang der Neunziger – ich hatte unmittelbar nach meiner Promotion gerade angefangen, in der Sächsischen Staatskanzlei als Referent bei Ministerpräsident Prof. Biedenkopf zu arbeiten – erreichte mich ein Anruf meiner damaligen Freundin – sie war in München geblieben, ich nach Dresden übergesiedelt, wir führten über Monate eine Wochenendbeziehung – am Schreibtisch in der Staatskanzlei (Handys gab es noch nicht, ein privater Telephonanschluss war in der Ex-DDR zu dieser Zeit illusorisch), sie teilte mir telephonisch mit, sie sei schwanger. Daraufhin taten wir vier wesentliche Dinge: 1) ich machte ihr am Telephon in der Staatskanzlei einen Heiratsantrag, 2) sie gab in München alles auf und wir zogen zusammen in meine verranzte Zwei-Zimmer-DDR-Ferienwohnung in Radebeul über Garagen im Hinterhof unmittelbar neben Schloss Wackerbart, 3) wir kauften in Erwartung der verschissenen Baby-Strampler unsere erste gemeinsame Waschmaschine, eine Siemens und 4) wir heirateten. Die Frau ist längst auf und davon, die DDR-Ferienwohnung von damals habe ich nach verschiedenen Zwischenstationen gegen ein altes 400 qm – Haus in der nordhessischen Provinz getauscht, der Baby-Strampler-Verscheißer ist zwischenzeitlich 32 und erfolgreicher Unternehmensberater, aber die Siemens-Waschmaschine von damals wäscht bis heute wie ein Weltmeister, in über 30 Jahren keine Zicken, keine Reparatur, keine Wartung, keine ausgetauschten Verschleißteile, fünf Umzüge hat sie klaglos überlebt. Meine Siemens-Waschmaschine ist älter als mein großer Sohn. Ich mag sie, sie ist treu und zuverlässig. Und deswegen mag ich Siemens.

Nun habe ich mir in meinem Haus in Nordhessen meine Traumküche mit angrenzendem HWR eingerichtet, Eichenparkett, Granitarbeitsplatten und -wandpaneele, berbel Abzugshaube, Nolte Küchenmöbel aus OWL, Siebträger von Giotto, sonst alle Elektro-Großgeräte – Spülmaschine, Backofen, Dampfgarer, Wärmeschublade, 90 cm Cerankochfeld, große französische Kühl-Gefrier-Kombination, Waschmaschine, Trockner – aus gegebenem Anlass von Siemens, alle aus der neuesten IQ 700 Serie. Nun gut, gerade fängt Siemens an, seine brandneue IQ 900 Serie zu vermarkten, ich habe also nicht mehr den letzten state of the art, die IQ 700 Preise gehen aktuell steil nach unten. OK, das ist Innovationszyklen-Risiko, geschenkt. Die Geräte funktionieren perfekt und liefern famose Ergebnisse, besonders der Kühlschrank hält viel besser und länger frisch als ein altes Exemplar, und mit dem Dampfgarer lassen sich ganz famose Dinge zaubern, z.B. ziemlich authentische Schwäbische Seelen oder Französische Baguettes.

Nur den neuen IQ 700 Geschirrspüler, den finde ich ziemlich scheiße. Die letzten 1 ½ Jahre habe ich mit einem betagten, vielleicht 15 Jahre alten Bosch-Geschirrspüler gespült. Dem Vernehmen nach sind Bosch-, Siemens- und Neff-Geräte weitgehend baugleich, alldieweil aus einem Stall, nur mit unterschiedlichen Marken. Die alte Bosch spült bis heute tadellos, das Geschirr ist prinzipiell sauber und trocken, selbst bei schwierigen Verschmutzungen wie eingetrocknetem Teig in Rührschüsseln oder angebrannten Eintöpfen. Außerdem hat sie ein 29-Minuten Kurzprogramm, mit dem ebenfalls fast alles sauber wird, ideal bei Partys, wo man mal eben schnell einen Schwung Gläser oder Teller für die nächste Runde durchspülen will. Aber Karsten, mein Elektriker, sagte mir, diese alte Bosch sei ein Monster, was den Wasser- und Stromverbrauch anbelange, der Kaufpreis einer neuen Spülmaschine habe sich nach noch nicht mal einem Jahr durch gespartes Wasser und gesparten Strom amortisiert. Also schweren Herzens eine neue, zeitgemäße Spülmaschine aus der IQ 700 – Serie von Siemens geordert. Innerlich sieht sie nahezu so aus, wie die alte Bosch, da hat sich nicht viel getan. Schaltet man sie ein, geht sie automatisch auf ihr verficktes Öko-Programm, das über vier Stunden läuft, will man ein anderes Programm haben, muss man dies manuell ändern. Das kürzeste Programm bei 60 Grad dauert gut zwei Stunden, Kurzprogramm Fehlanzeige. Ist die Maschine fertig mit Spülen, so öffnet sich die Türe automatisch einen Spalt, damit das Geschirr ausdampfen und trocknen kann – gut gemeint, doch auch nach Stunden mit geöffneter Türe ist das Spülgut noch immer feucht. Die Spülleistungen selber sind mehr als unbefriedigend, hartnäckiger Schmutz – angetrocknete Teigreste, angebrannte Eintöpfe – lachen über die Spülleistung dieser ökologisch gewiss korrekten Maschine. Ich glaube persönlich jetzt nicht, dass die Fähigkeiten der Siemens-Ingenieure binnen weniger Jahre so abgenommen hätten, als dass sie plötzlich keine gescheiten Spülmaschinen mehr bauen könnten. Ich persönlich glaube, dass weltfremde, boshafte, versponnene Brüsseler und Berliner Öko-Irrwische den Bau gescheiter Spülmaschinen hinterfotzig mit immer absurderen Vorschriften und Grenzwerten hintertreiben. Und Siemens bekommt’s ab …

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