Minna in Norden: Kulinarisches Kantinen-Niveau in netter Umgebung

Summa summarum: Gemütliches, unprätentiöses, bürgerliches Lokal mit einigen typisch regionalen Gerichten, mehr kurzgebratenes Fleisch als Fisch, allerdings kommt die Küche kaum über Kantinen-Niveau hinaus.

Norddeich Mole kennt man vielleicht noch von Zuganzeigen in diversen Bahnhöfen, obwohl nur gut 1.000 Einwohner, fahren dorthin ICs und ICEs, um erholungssuchende Reisende auf die Fähren zu den ostfriesischen Inseln auszuspucken. Norddeich ist ein Ortsteil des Städtchens Norden, städtebaulich und touristisch nicht gerade ein Highlight, eher gemütlich, friesisch, verschlafen. Hier liegt in einem Winkel der zentralen Marktstraße ein Restaurant mit dem hübschen Namen Minna in einem der typisch roten Backsteinbauten, die Zahl 1783 ist unter einem Wappen in den Giebel gemeißelt, vor dem Haus Tische auf dem ebenfalls rot geklinkerten Trottoire, große weiße Sprossenfenster, durch die angenehmes, helles, natürliches Licht in die Gasträume fällt, innendrin alter Holzdielenboden, schwere, teils alte, teils neue Wirtshausmöbel aus schwerem Holz, großer Schanktresen, großzügig auseinanderstehende blanke Tische, keine Tischwäsche, statt dessen putzige Platzdeckchen, auch kein überbordender Deko-Kitsch, gepflegtes, rustikales, unaufgeregtes, angenehmes, ländliches Ambiente. Hier ist man gerne.

Das Restaurant hat sich gleich zwei Claims gegeben „Ein Platz für Jedermann“ und „Frische regionale Küche mit Pfiff“. Die Speisekarte ist verdächtig groß, ich zähle über drei Dutzend Gerichte, dazu gibt’s unter der Woche mittags diverse „Bürgerteller“ für jeweils 12,90 €. Die erste Position der Vorspeisen-Karte klingt jedenfalls schon mal interessant: Seegras-Reibekuchen. Danach wird’s dann mit Fisch- und Kürbissuppe, gebackenem Hirtenkäse oder frittierten Miesmuscheln wieder deutlich konventioneller. Es folgen die üblichen Salate und – mitten im Hochsommer! – Grünkohl, dann ein Dutzend Kurzgebratenes, Steaks, Schnitzel, Leber und sowas, gesotten gibt es nur Lammbraten, drei vegane Sachen, vier Mal Garnelen mit unterschiedlichen Beilagen und fünf verschiedene Nordsee-Fische. Zusätzlich bieten die wöchentlich wechselnden „Bürgerteller“ relativ wohlfeil Labskaus, Sülze oder paniertes Seelachsfilet. Auf der Dessert-Karte finden sich neben Eis mit Tartufo Lemones oder Soufflé al Cioccolato Dinge, die ich alle schon mal tiefgefroren in der Metro gesehen habe.

Minnas Pfannenfisch besteht aus drei Stücklein vollkommen tot und trocken gebratenen unterschiedlicher, aber nicht mehr zuordenbarer Fische, matschigen, kaum gebratenen, geschweige denn resch braun gerösteten Bratkartoffeln und einem Berg aufgewärmten, matschigen, gemischten Gemüse, offensichtlich aus der Convenience-Tüte. Die Kutterschollen sind ebenfalls totgebraten, ohne Kopf und Schwanz, offensichtlich TK-Ware – und das keine fünf Kilometer vom Meer entfernt! Ganz in Ordnung sind die wirklichen guten Matjes mit Zwiebeln und einem Klecks weißer Tunke und den nämlichen, matschigen, kaum gebratenen, geschweige denn resch braun gerösteten Bratkartoffeln. Diese bilden auch die Bei- bzw. Unterlage des Jägerschnitzels, ein – schon wieder trockenes – Schweineschnitzel aus der Pfanne, begossen mit einer übel nach Konservierungsstoffen schmeckenden, lauwarmen, braunen Sauce mit wabbligen Dosenchampignons darinnen. Lecker und gut essen geht gänzlich anders. Man ist vielleicht gerne im Restaurant Minna in Norden, aber man isst hier nicht wirklich gut.


Minna Restaurant
Am Markt 69
26506 Norden
Tel.: +49 (49 31) 32 11
E-Mail: minnagmbh@gmail.com
Online: https://minna-restaurant.de/

Hauptgerichte von 13,90 € (Gemüsefrikadelle, Rahmwirsing, Bratkartoffeln) bis 26,90 € (Rumpsteak mit Pfeffersauce, Bohnen, Pommes), Drei-Gänge-Menue von 25,70 € bis 42,70 €; zusätzlich gibt es unter der Woche eine wechselnde Wochenkarte mit sieben verschiedenen Tellergerichten zu einheitlich 12,90 €

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