Bauch rein, Brust raus!

Kurz bevor die Freibad-Saison zu Ende geht und wir uns wieder auf zehn Monate Winter freuen, möchte ich mit Ihnen noch schnell in eine öffentliche Badeanstalt eintauchen. Also Bauch rein, Brust raus.

Durch das Drehkreuz geht´s vorbei am Bademeister. Der Schwimmwart hat eine steile Karriere hinter sich:  Frühschwimmer „Seepferdchen“ – Vielseitigkeitsabzeichen „Seehund Trixi“ – Freischwimmer. Bei diesen Qualifikationen begibt man sich doch frohen Mutes in seine Hände zur Herzlungen-Massage.

Was auf den ersten Blick aussieht wie ein Fünfzig-Kilo-Brikett mit Perlmutt-Tanga, ist die sonnengereifte Ex-Flamme vom Bademeister – dank Freibad-Dauerkarte sieht ihre Haut aus wie die von Ramses III, vier Wochen nach der Ausgrabung.  Bei ihren vielen Piercings ist es ratsam, dass sie sich im fischfreien Chlorwasser erfrischt. Denn Angler wissen: Wenn sie mit all den Silber- und Blechringen in einen Teich oder gar ins offene Meer springen würde, wäre sie der perfekte lebende Köder. Schönen Gruß vom Blinker. Gar nicht auszudenken, wo da überall Fische anbeißen würden.

Wo ist eigentlich das Wasser? Blumenverzierte Badehauben tänzeln über die Chlorbrühe. Unten dran hängen reifere Damen, die eifrig durchs Wasser strampeln als würden sie für eine neue Disziplin bei Olympia trainieren: 50 Meter Dackel.

Sprutzel-spritz-platsch. Ein achtjähriger Bermudaträger mit 85 Kilo und Migrationshintergrund trainiert mit einem beeindruckenden Sprung vom Beckenrand (verboten!) für die Arschbomben-WM. Er ist ein Meister der Verdrängung und hat gute Chancen auf´s Treppchen (oder heißt es da Türmchen?) zu kommen.

Helios brennt erbarmungslos. Die Zeit ist gekommen für Pommes rotweiß vom Kiosk in der aufgeweichten Papier-Tüte samt Holzspieß. Im Hindernislauf geht´s vorbei an den Liegen und Klappstühlen der Frührentner mit Blumenbadehosen und ihren Kühltaschen mit Muttis so gut wie selbst gemachten Apfelkuchen Marke „Wespenmagnet“. Vor dem Kiosk lungern gelangweilte Langzeit-Teenager und Weinbrandliebhaber herum – mit rotem Kopf trotz FIFA-WM-Hut. Hoffentlich machen die nicht alle ins Becken, nach dem Motto: „Ist ja eh gechlort.“ Diese Gefahr ist noch größer, nachdem endlich empirisch nachgewiesen wurde, dass sich das Wasser dabei doch nicht durch diesen sagenumwobenen Zusatz dunkelblau färbt. Ehrlich nicht – das haben zahllose Versuche eindeutig bestätigt.

 

Sei´s drum. Bald schließen die Freibäder und dann können wir wieder ausatmen.

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