Portorož: Perle an der Slowenischen Adriaküste, mildes Klima, um das noble alte Palace-Hotel (heute ein nettes, aber auch eines der mäßigeren Kempinskis) haben sich entlang der Küste und an den Hängen zahllose Hotels angesiedelt, meist gesichtslose, aber gepflegte 80er- und 90er-Jahre Bauten, die Striezies aus Ljubljana kommen bis heute gerne hier her, es ist quirliger und lebendiger als im beschaulichen, noch immer leicht heruntergekommenen (man könnte auch sagen: nicht zu Tode renoviert) Piran, urbaner als im familiären Izola, DAS slowenische Seebad halt, mit entsprechenden Touristenscharen und den dazu passenden Touristen-Abzocken in Form von Restaurants, Bars, Souvenir- und Kitschläden und natürlich Spielcasinos. Summer at the sea, so, wie man ihn sich vorstellt halt.
Das Palace ist – wie gesagt – nett, aber nach spätestens fünf Tagen hat man die Speisekarten der zwei Restaurants und der zwei Bars im Hause hoch und runter gegessen (und ist dafür locker einen vierstelligen Betrag für drei Personen losgeworden) und es wird kulinarisch langweilig. In die zahlreichen Restaurants am Strand will niemand, der auch nur halbwegs Ansprüche an’s Essen hat, wirklich freiwillig gehen. In Koper und Piran gibt es ein paar ganz annehmbare Restaurants, auch im Hinterland, aber wer will immer fahren, wenn der Hunger bohrt. Also flugs einen netten einheimischen Kellner im Kempi gefragt, und spontan und begeistert empfiehlt er das Restaurant im Hotel Marko, vielleicht 500 Meter die Strandpromenade hinunter. Das Marko ist ein kleines Familienhotel in einem gepflegten, kleinen Park, nur durch die (befahrene) Standpromenade vom Meer getrennt. Von der Terrasse des Restaurants im Park hat man einen herrlichen Blick auf das Meer, eigentlich ein sehr schöner Ort. Die Speisekarte das übliche Istrische Einerlei von Vorspeisen, Nudeln, Fisch, gegrilltem Fleisch – nicht besonderes, aber das muss ja nicht zwangsläufig schlecht sein. Allerdings, im Marko sollte man keinesfalls essen:
Das Radicchio-Risotto als Vorspeise nicht aus Risotto-Reis, sondern aus zerkochtem Langkornreis und mit Speckknorpeln (wer tut Speck mit Knorpeln in ein vegetarisches Risotto?). Getoppt wurde diese Vorspeise von der Caprese: Tomaten OK, Öl billig, dazu halbierte kleine Industrie-Mozzarella-Kügelchen und getrockneter Basilikum aus der Streudose. Die Rindssuppe eine lieb- und kraftlose gräuliche Brühe mit ein paar traurigen, zerkochten Teigwaren und Gemüse darin. Die Spaghetti Carbonara zerkocht, die Sauce nicht aus Eigelb, Pfeffer und Käse, sondern mit viel fetter Sahne (das braucht man, bei 35° Hitze), dazu nochmals Speck mit Knorpeln. Die Spaghetti aglio e olio wieder matschig, wieder billiges Öl, Unmengen von Knoblauch, dafür nur ein paar getrocknete Pepperoni-Flocken, bar jeglicher Schärfe. Die Trüffel-Tagliatelle – wen wundert’s – wieder zu Brei gekocht, dazu eine fette Sahnesauce, darauf ein paar weitestgehend geschmack- und geruchlose speckige Trüffelscheibchen von eingelegten Trüffeln aus dem Glas — und das, obwohl ich bei der Bestellung gefragt hatte, ob die Trüffel frisch seien und der Kellner mir dies versicherte: nach meinem Geschmack rangiert das zwischen Verarschung und Verbrechen. Der Wolfsbarsch in der Salzkruste kam daher als großer Haufen Salz in einer Großküchen-Blechschale; der Kellner grub den Fisch brav am Tisch aus den Salzmengen, aber das mit dem Fisch gekonnt und Gräten-frei filetieren sollten wir nochmals üben; der Fisch selber zugegebener Maßen frisch, aber absolut geschmacklos (bis auf hier und dort eine nicht abgekratzte kleine Salzbombe), ein Zweiglein Thymian oder ein Scheibchen Zitrone unter dem Salzberg hätten vielleicht Wunder bewirken können, aber das darf man von einem Koch erwarten, nicht von einem Salzschipper, der zweifelsohne in dieser Küche sein ungebremstes Unwesen treibt. Müßig noch die Rösti-genannte Beilage zu erwähnen, die nichts weiter war als kurz in Öl geschenkte Kartoffelpampe und den schlecht geputzten gemischten Salat mit Mais aus der Dose. Fazit: wenn auch schön gelegen, so ist das Marko doch dieselbe Touristenabzocke wie fast überall. Finger weg vom Restaurant.