Tiefste Provinz, Dorfgasthaus, nicht nur mit Schweinebraten und Schnitzel, sondern teils mit einer recht ambitionierten, erfolgreich ambitionierten Speisekarte, hier kann jemand richtig gut kochen (und langweilt sich wahrscheinlich bei Schweinebraten und Schnitzel zu Tode), dazu freundliche, flotte, zuvorkommende Bedienungen, nettes Ambiente, hier ist und isst man gerne. Wir haben trefflich und ausgiebig geschmaust und gezecht, die Rechnung beträgt gerade mal 98,15 EURO, angesichts der Qualität und Quantität des Males möchte man fast sagen, lächerliche 98,15 EURO. Die Bedienung legt die Rechnung auf den Tisch und geht weiter bedienen, damit wir unser Geld in Ruhe zusammensuchen können. Caro schnappt sich die Rechnung, blickt kurz drauf und legt 110 EURO auf den Tisch. Als die Bedienung zurückkehrt, um zu kassieren, sieht sie die 110 EURO, blickt ungläubig nochmals auf ihre Rechnung und sagt dann in breitester Mundart: „Das ist zu viel, es macht nur 98,15 EURO.“ „Das sehe ich auch,“ entgegnet Caro, „und zehn Prozent Trinkgeld, Sie und Ihre Kollegen machen hier doch einen tollen Job, da sind zehn Prozent Trinkgeld doch normal.“ Die Bedienung blickt sichtlich konsterniert und entgegnet nach einer Schrecksekunde: „Na, des is do niad normal. Da kriagen’s aber no a Schnapserl von mir.“ Schnappt sich das Geld, verschwindet und kommt alsbald mit zwei großen Schnapsgläsern mit einem sehr ordentlichen heimischen Obstbrand zurück. Zehn Prozent Trinkgeld für ordentlichen Service sind auf dem Lande offensichtlich keine Selbstverständlichkeit.
Lieber Hr. Opl,
Demnach waren Sie in einem Wirtshaus der guten alten Art, also gibt es das auch noch in Deutschland. Bei gutem Service und natürlich der Speisenqualität machen wir das eigentlich in gleicher Weise. Nur sei angemerkt, in den meisten Häusern wird man solch honoriges Verhalten nicht erleben.
Es wäre natürlich schön wenn Sie den Namen dieses Hauses genannt hätten, sonst haben wir armen Leser nichts davon.
Viele Grüße