Ich lebe im FSME-Kernland (Nein, „FSME“ ist kein Städte-Kennzeichen aus den neuen Bundesländern). Höchste Zeit für die Zeckenimpfung, damit ich wieder ruhigen Gewissens samt frohen Mutes durch Gras hüpfen kann.
Ab zum Onkel Doktor. Sssss-klack tönt der automatische Türöffner und schon stehe ich vor der Sprechstundenaushilfe. „Bitte nehmen Sie noch kurz im Wartezimmer Platz“. Dort mache ich es wie der Arzt – ich lasse mich nieder. Die Umhersitzenden mustern mich und umgekehrt. Drei Gruppen von Patienten sitzen Montagmorgens beim Hausarzt. Manche wollen nur schnell einen gelben Schein, die einen wollen die anderen auch noch schnell anstecken und die anderen sind wirklich krank und können einem fast Leid tun. Ich fühle mich topfit – wie Joppie Heesters mit 89.
Damit ich nicht die grauseligen Infografiken zum Fußpilz im Wandel der Gezeiten an der Wand anschauen muss, lesezirkelt mein Blick auf den Zeitschriftenstapel. An der dort ausliegenden Lektüre kann man meist das Fachgebiet des behandelnden Arztes gut erkennen: „Capital“ beim Zahnarzt, „Essen&Trinken“ beim Gastrologen, „Neue Revue“ beim Urologen und die „ADAC Motorwelt“ aus den späten 80ern beim Hausarzt.
Warum die anderen wohl hier rumlungern? Hüstelhüstel. Der neben macht bestimmt blau so wie der aussieht wie der Schatzmeister vom Bundesverband Deutscher Punkrocker. Er hat sicher eine wilde Jugend hinter sich, so mit Weißweinschorle beim Pfadfinderausflug und so. Die 117-jährige Oma („Isch hab Knie und Rücken“) tauscht mit ihrer Nachbarin, einem 92-jährigen Jungspund, Krankheiten aus wie Lafer und Schuhbeck Kochrezepte. Ich krieg auch schon so ein Ziehen überall.
Nach 56 Minuten (pflichtversichert?) und kurz bevor die Stimmung im Wartezimmer (Räusper, Räusper) überkocht, bin ich endlich dran:
Arm frei – Spritze rein – Plaster drauf – Wiederschauen.
Lassen Sie sich impfen.
PS: Testen Sie Ihr Wissen: Was bedeutet FSME?
a) Frühsommer-Meningoenzephalitis
b) Fahrsicherheit-Motoreneinspritzung