Wer nur lange genug verheiratet war oder gar ist, hat gelernt, Ehe und Privatleben strikt zu trennen. Doch ab und zu kommen die Erinnerungen an die Junggesellenzeit hoch. Drei Dinge verbinde ich augenblicklich mit diesem Lebensabschnitt: Tabasco, Tiefgefrorenes und Trockenpflanzen.
Folgen Sie mir nun auf einen kleinen Rundgang durch eine typische Junggesellenwohnung: In einer Art „virtuellem Kleiderschrank“ liegen Anziehsachen in der ganzen Wohnung verteilt. Was auf Frauen unaufgeräumt wirken mag, folgt in Wahrheit einer fast göttlichen Ordnung. Die Socken liegen nämlich deshalb neben der Mikrowelle, weil sie dort ausgezogen wurden! So einfach und doch genial ist männliche Logik. Apropos Mikrowelle. Sie ist neben CD- und DVD-Player das wichtigste Haushaltsgerät. Junggesellen sind wahre Meister beim Zubereiten von Fertiggerichten – Bing! Sie wissen aus bitterer Erfahrung ganz genau, welche Teile der Verpackung vor dem Erhitzen entfernt werden müssen. Spätestens nach der dritten PVC-Schmorlasagne ahnt Mann, welche Folie drauf bleibt und welche runter kommt. Während Wasserkochen nur mit Kochbuch funktioniert, ist das Verfeinern von Fertiggerichten des Junggesellens Spezialität. Die persönliche Note unterstreichen zwei Spritzer Tabasco.
Um Geschirr und Spülwasser zu sparen, („Wir haben die Erde nur von unseren Kindern geliehen“ altes Indianersprichwort) essen wir direkt aus dem Topf und niemals am Esstisch! Die Nahrungsaufnahme erfolgt grundsätzlich vor dem Fernseher, wo sonst? Die Fernsehzeitung ersetzt die Tischdecke. Jeden Tag wird umgeblättert, dann kann man sehen, was es die ganze Woche Feines gab. Junggesellennahrung muss haltbar sein. Das Mindesthaltbarkeitsdatum des Räucherlachs im Kühlschrank hat nicht selten noch eine „19“ am Anfang. Zu finden ist der fest geklebte Ex-Fisch an der Dauerfrost-Stelle an der Kühlschrankrückwand. Da hinten, wo das besonders dicke Eis ist. Klimaforscher warnen: Wenn das Eis aus allen Junggesellen-Kühlschränken auf einmal abgetaut würde, versänke die norddeutsche Tiefebene in meterhohen Fluten.
Ein anderes Klimaextrem trifft die Zimmerpflanzen, die bei allein wohnenden Männern ein schweres Los gezogen haben: enorme Trockenheit! Selbst Kakteenarten, die im Death Valley fröhlich vor sich hinblühen, mumifizieren in einem normalen Junggesellenhaushalt binnen kürzester Zeit. Feuchtigkeit gibt es dagegen zur Genüge in einem anderen Raum – im Badezimmer. Dieses ist zudem oftmals eine archäologische Fundgrube. Fossile Versteinerungen und monumentale Kalkablagerungen an Wanne und Waschbecken machten beispielsweise mein Bad zu einem beliebten Ausflugsort und Exkursionsziel für ganze Schulklassen, denen die nächste Tropfsteinhöhle einfach zu weit weg war.
Die Zeiten ändern sich. Wenn dann die Hochzeitsglocken läuten, wird die Ernährung ausgewogener, das Bad kalkärmer und um die Wäsche kümmert sich nicht mehr Mama, sondern die fürsorgliche Ehefrau. Alles wird anders. Nur die Mikrowelle macht noch ab und zu leise Bing.