Sächsische Kochbücher sind mittlerweile Legion, ein beliebiges Weiteres würde nicht sonderlich auffallen und wäre auch keiner besonderen Erwähnung wert. Nicht so das „Sächsisches Allerlei“ von Kristina vom Dorf (Alias Sachsenmuddi Alias Kristina Zorniger) und Jörg Färber, das macht nämlich Spaß. Obwohl in dem Buch nur knapp fünf Dutzend Rezepte aufgelistet sind, bietet das Werk dennoch ein treffliches Kompendium wirklich typischer Sächsischer Gerichte, von der „Toten Oma“ (Blut- oder Grützwurst mit Sauerkraut und Kartoffeln), über „Lausitzer Flöz“, „Teichlmauke“, „Vogtländer Schwammespalken“ bis hin zu „Leipziger Räbchen“. Nun gut, allein chefkoch.de listet ein halbes Dutzend Rezepte für „Tote Oma“ auf, auf Google finden sich ganze zehn Suche- Seiten mit Kochanleitungen für das Gericht, von daher gewiss kein proprietäres Wissen, das hier geboten wird.
Das Buch sticht vielmehr hervor durch zahlreiche unterhaltsame, lehrreiche Geschichten über die traditionellen sächsischen Gerichte und vor allem durch kurze, gefällige Vorstellungen zahlreicher lokaler handwerklicher Produzenten von Lebensmitteln – eine Art kulinarischer Heimatkunde, die das Bewusstsein dafür weckt, dass Essen nicht zwangsläufig vom Food-Multi und Großbetrieb stammen muss. Die Autorin Kristina Zorninger ist Journalistin, Autorin und „Dialektinfluencerin“ mit über 60.000 Followern auf Instagram. Ungewöhnlich ist die Biographie ihres Co-Autors Jörg Färber, der für die Rezepte verantwortlich zeichnet. Er machte seine Ausbildung zum Koch in Leipzig. Nach dem Mauerfall reiste er – ohne ein Wort italienisch zu sprechen – in die Toskana, um in einem Zwei-Sterne-Restaurant zu arbeiten. Es folgten Stationen in Mallorca, Kanada, Hawaii … Zurück in Leipzig begann er mit 28 eine Ausbildung bei der Feuerwehr. Heute ist er Feuerwehrmann und Notfallsanitäter. Die Photographien stammen von Reinhard Wolf und Susann Kreihe, allesamt sehr schöne, detaillierte Bilder, die das fertige Gericht in den Mittelpunkt stellen und auf jeden Deko-Schnickschnack verzichten.
„Sächsisches Allerlei“ ist ein stimmiges, gut gemachtes Buch mit detaillierten, nachkochbaren Rezepten, guter Bebilderung und lehrreichen Geschichten über die kulinarische Landschaft Sachsens. Kleine „Sünden“ wie Spargel aus dem Glas oder Kloßteig aus dem Kühlregal werden da zeihlich. Nur warum man im Namen der kreativen Eigenleistung das klassische Würzfleisch hier mit einer Blätterteigkruste überbacken muss oder die herrlich unkomplizierte Eierschecke in ein Weckglas einsperren, das verstehe ich nicht.
Kristina Zorniger (Texte), Jörg Färber (Rezepte), Reinhard Wolf, Susann Kreihe (Photographien): „Sächsisches Allerlei. Kulinarische Entdeckungen von der Oberlausitz bis ins Erzgebirge“ Gebundene Ausgabe, 192 Seiten, München, 18. September 2025, Christian Verlag, 26,99 EURO, ISBN-10: 3959619898, ISBN-13: 978-3959619899

