Vergangene Woche aß ich mit einem Bekannten zu Abend, wir hatten – passend zur Jahreszeit – gefüllte frische Morcheln, Spargel und Rhabarber. Der Bekannte ist durchaus ein Mann von Stand, gebildet, wortgewandt, welterfahren, polyglott, finanziell unabhängig. Zum Essen plauderten wir, er erzählte mir, seinen letzten Familienurlaub habe er in Bali verbracht, alldorten habe er über airbnb die traumhaft gelegene Villa eines ehemaligen Fernsehmoderators der BBC gemietet, sechs Schlafzimmer, zwei Pools, vier Bars (für jede Tageszeit eine, so sind sie wohl, die Briten) und vier Hausangestellte samt Fahrer und Köchin rund um die Uhr, und das alles für 250 € pro Tag. Ver- und Bewunderung, Gönnen, Begehrlichkeit und ein ganz klein wenig Neid (aber nur ein winziges Bisschen) waren meine inneren Reaktionen auf die Erzählung. Weitaus bescheidener entgegnete ich, dass ich das Wochenende in der Oberpfalz zu verbringen gedächte, alldieweil ich dort ein hoch-gelobtes Slowfood-Restaurant ausgemacht hätte und danach ohnehin nach Dresden weiter fahren müsse. (Abgesehen von der Anreise, 250 € für Unterbringung und Verpflegung von vier Personen gebe ich auch in der Oberpfalz locker aus.) Verwundert fragte mich der Bekannte, ob dieses Wochenende denn nicht logistischer Wahnsinn sei, zuerst ganz in den Westen in die Pfalz und dann ganz in den Osten, nach Dresden. Dieser Mann, ein Deutscher, der ständig auf dem ganzen Erdball unterwegs ist, den die Stewardessen und Hotel-Portiers mit Namen begrüßen, kennt den Unterschied zwischen Pfalz und Oberpfalz nicht. Ich glaube, dass ist in vieler Hinsicht symptomatisch. Da haben wir spannendste Destinationen quasi unmittelbar vor der Haustür, kennen sie aber noch nicht einmal vom Namen, aber dafür die Schönheiten Balis aus dem ff. Ich will hier keineswegs dem stumpfen, engstirnigen Dahoam is Dahoam-Postulat das Wort reden, Weltgewandtheit ist gut und wichtig, aber man kann es auch übertreiben.