Folgendes fiel vor: ich verbrachte einen Sonntagnachmittag missmutig in der Lufthansa-Lounge, alldieweil die Mittags-Maschine nach Genf ohne Nennung von Gründen einfach gecancelt worden war und ich auf die Abendmaschine warten musste. Kommt halt vor. Ich fragte die Dame am Counter der Lounge nach der mir bei einer über dreistündigen Verspätung zustehenden Entschädigung. Diese gab mir routiniert den Fluggastrechte-Flyer und eine Karte des Lufthansa Passagier Service Centers. Zurück von meiner Reise schickte ich wohlgemut eine E-Mail an besagtes Service Center, schilderte das Vorgefallene und forderte meine Entschädigung. Einige Tage später erhielt ich Antwort, so ginge das nicht, ich müsse noch elektronische Faksimile der Bordkarte, meines Ausweises, meiner ursprünglichen Buchung und noch irgendwas an nämliche Adresse senden; das tat ich zügig und wohlgemut. Nach nochmals einigen Tagen erhielt ich die Antwort, Lufthansa sei dafür gar nicht zuständig, das sei ja ein Flug der Swiss gewesen (warum verweist mich die Tusse am Lounge-Counter dann an den Lufthansa Service, sie hätte doch wissen müssen, dass die Strecke nach Genf ausschließlich von der Swiss – einer Lufthansa-Tochter – bedient wird), und man habe mein Anliegen an die dortigen Kollegen weiter geleitet. Einige Wochen später erhielt ich sodann eine Mail des Kundendienstes der Swiss, in der man mir in wohlgesetzten Worten mitteilte, man denke gar nicht daran, mir eine Entschädigung zu zahlen, Grund für den Flugausfall sei nämlich ein Blitzeinschlag gewesen, und das sei eindeutig höhere Gewalt, und in solchen Fällen müsse man nichts zahlen, aber wenn ich während der unerwarteten Wartezeit Ausgaben für Speis und Trank gehabt habe, die werde man mir gegen Vorlage der Quittung aus Kulanzgründen erstatten (erstens zeugt es von Zynismus oder Dummheit, einem Business Class Passagier mit Zugang zur Lounge voller kostenloser Speis und Trank die Erstattung von Kosten für dieselben anzubieten; und zweitens, wenn ich mir wartender Dings tatsächlich eine Semmel und ein Bier gekauft hätte ist es mehr als unwahrscheinlich, dass ich über einen Monat später noch eine Rechnung dafür habe – dieses ganze Kulanzangebot ist nichts weiter als eine absolut kostenfreie Beruhigungs-Pille) (tob-schnaub). Einiger Maßen verärgert schrieb ich den Leuten von der Swiss zurück, ich sei nicht willens, diesen Bescheid zu akzeptieren und werde den Fall jetzt an eines der zahlreichen Rechtsportale im Internet übergeben, die unter Einbehaltung gewisser Prozentsätze der Entschädigung selbige für Fluggäste professionell erstreiten. So weit, so gut. Das war nur die Vorgeschichte. Mein Geld habe ich noch nicht, ich habe mich auch noch nicht an eines dieser Portale gewandt, dazu hatte ich seit gestern weder Zeit noch Lust.
Aber heute Morgen, da begab sich dann Folgendes. Ich muss zugeben, zuweilen spiele ich Solitär auf meiner Funke, eine brandneuen Huawei P30 Pro, die mit den höllisch guten Leica-Kameras (damit ich meine Schnitzel endlich mal ordentlich photographieren kann). Diese kostenlose Solitär-App blendet während des Spielens lästige Werbung ein, meist für andere Spiele, Treppenlifte (ich hatte für meinen alten Vater mal die Preise von Treppenliften gegoogelt), Bettwäsche aus Ägyptischem Leinen, Supermarkt-Discounter und ähnliches Zeugs. Heute Morgen allerdings, da blendet mir die Spiele-App Werbung für ein Rechtsportal ein, das sich anbietet, meine Flugentschädigungen für mich zu erstreiten. Dass sich eine Funke „merkt“, dass ich Treppenlifte auf ihr gegoogelt habe und mich dann mit scheiß Werbung zuscheißt, ist zwar Scheiße, kann ich aber noch irgendwie nachvollziehen. Dass ich aber Einestages auf meinem Laptop eine Mail schreibe (Briefgeheimnis und so), dass ich mich an ein Rechtsportal wenden werde, und mir meine Funke dann Anderntags stante pede Werbung für ein Rechtsportal einspielt, dass ist echt spooky. Um – endlich – auf die Überschrift zurückzukommen: Wanzen und Kameras in Nacht-und-Nebel-Aktionen in fremde Wohnungen mithilfe von Schlapphüten, Dietrichen, Fassadenkletterern in Geheimagent-Manier anzubringen, das ist teuer, umständlich und Pillepalle. Die ganz große Kunst ist es hingegen, die Leute dazu zu bringen, das Spionagewerkzeug für tausende von Euro selber zu kaufen, in’s eigene Heim zu tragen und sich sodann zur Ausspionierung anzubieten. So wie offensichtlich ich.