Mein älterer Sohn kommt jetzt ins Gümmi (formerly known as Gymnasium), und zwar in Bayern – schauder – sogar in Oberbayern –schauderschaudervorehrfurchterstarr!
Ach ja, vielleicht hat er es ja irgendwann: das bayrische Abitur, den Ritterschlag des akademischen Nachwuchses. Wenn man der CSU glauben darf – und das tun wir in Bayern ja quasi schon per Verfassung – dann sind bayrische Abiturienten so was wie die Navy Seals unter den Schulabgängern.
Neulich habe ich was für die Steuer (ja, ja ich schick sie schon weg, liebes Finanzamt Straubing II) gesucht, da fiel mir mein Zeugnis der Klasse 10a vor die Füße und von da direkt in die Hände. Ich wusste gar nicht bzw. habe erfolgreich verdrängt, dass ich so blöd war oder besser gesagt so mittel, was die Noten anbelangt. Überall Vierer und so. Und – gütiger Himmel – in Reli einen 3er. Da hat bestimmt der Teufel seine Hände im Spiel gehabt. Wäre ich dem Himmel doch mit einem Einser ein gutes Stück näher gekommen.
Und überhaupts? Geht´s eigentlich mitm Dreier in Deutsch? Wir haben Fuck you Goethe noch anders geschrieben. Voll krass und endsgeil wie wir damals geredet haben, in Laufe der Jahre hat dann sich meine Deutsch aber deutlich zugewonnen. In Geschichte war das Meiste eh schon vorbei, da reicht befriedigend. Aber warum ich mir gerade in Bio die Note Vier erarbeitet hatte, ist mir ein Rätsel. Dachte ich doch den ganzen Tag an nichts anders. Blumen und Bienen und so – lechz. Schuld am schulischen Mittelmaß hatten ohnehin die tosenden Hormone eines 15- bis 16-jährigen und der daraus resultierende jugendliche Leichtsinn. Da war einem der Vierer in English quite sausage. Bei Francais le même jeu. Mein Klasslehrer (siehe Bemerkung) avait les problèmes avec moi. Plus tard habe ich mich dann erholt und bin mit einem Jahrtausenddurchschnitt von circa 1,25 zum Abi-Ball gehüpft. Doch das war stochastisch gesehen reiner Zufall.
Heute weiß ich, dass einigermaßen gute Noten wichtig sind, damit man studieren und sich so länger vor der Arbeit drücken kann. Also, wenn Sie Kinder haben, die mit beiden Beinen im Bildungswesen stehen, dann seien sie nachsichtig und erklären ihnen, dass sie ohne Abitur niemals eine Mensa von innen sehen – außer man arbeitet dort. Und die Arbeit kann warten J.
PS: Natürlich werde ich meinem Sohn erzählen, dass ich die ganze Schullaufbahn nur Einser hatte, also erzählen Sie ihm bitte nichts von meinem Zeugnis in der Zehnten (siehe Bild), versprochen?